Um Versicherern und anderen Geschäftspartnern einen umfassenden Service bieten zu können und am Rechtsschutzmarkt immer am Ball zu bleiben, bietet die DAHAG nun auch normierte Anbindungen nach BiPRO-Standards an. Was das genau bedeutet und welche Vorteile sich daraus für Versicherungen ergeben, erklärt DAHAG Software-Entwickler Sebastian Loth.
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Sebastian Loth – DAHAG Software Entwickler
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Sebastian, was genau ist BiPRO?
BiPRO e.V. ist ein Verein – bestehend aus Versicherungen, Vertriebspartnern und Dienstleistern – der unternehmensübergreifende Arbeitsabläufe im Bereich der Finanzdienstleistungs- und Versicherungsbranche optimiert und vereinheitlicht.
Was bedeutet das konkret?
Gerade im Versicherungsgeschäft kommen viele verschiedene Prozesse zusammen. Häufig müssen Versicherungen mit anderen Dienstleistern sensible Daten wie Policen, Dokumente oder Datensätze austauschen und prüfen. Das geschieht natürlich nicht einfach per Mail, sondern über technische Schnittstellen. Bei den zahlreichen Marktteilnehmern gibt es dementsprechend unterschiedliche technische Lösungen, welche zumindest auf einer Seite immer dann neu implementiert werden müssen, wenn Versicherungen und Dienstleister miteinander ins Geschäft kommen. Für diese Anbindungen hat BiPRO Normen und Ansätze festgelegt, die den Datenaustausch vereinheitlichen sollen.
Hast du dafür ein Beispiel?
Wir nutzen zum Beispiel die BiPRO Normen 502 und 503 zum Vertrags- und Schadenservice. Damit prüfen wir, ob die Versicherungsnehmer auch beraten werden dürfen und übermitteln Schadenmeldungen.
BiPRO fördert also effizienteres Arbeiten?
Genau. Auch wenn sich bestehende Schnittstellen von verschiedenen Versicherungen in der Regel sowohl fachlich als auch technisch gar nicht so stark unterscheiden, stehen jedes Mal dennoch individuelle Entwicklungen dahinter. Einigt man sich hingegen auf gemeinsame Standards, spart man sich den ganzen technischen Aufwand, der hinter jeder neuen Anbindung steckt.
Welche weiteren Vorteile ergeben sich durch BiPRO?
Wenn Versicherungen und Dienstleister ihre Anbindungen nach BiPRO-Standards vereinheitlichen, sparen sie sich viel Zeit bei der Anbindung an andere Geschäftspartner, die diese Standards ebenfalls umgesetzt haben. Dadurch erfolgt der Datenaustausch schnell und bequem. Auch für die notwendige Sicherheit ist gesorgt: Die sensiblen Daten werden über einen gesicherten Kanal mit vorheriger Authentifizierung ausgetauscht. Zudem lassen sich durch die einheitlichen technischen Standards mögliche Störfaktoren leichter überwachen, schneller lokalisieren und beheben. Trotz der Vereinheitlichung bieten die BiPRO-Normen auch eine begrenzte Anpassbarkeit von Datenstrukturen.
Was hat den Umstieg auf BiPRO bedingt?
Wir nutzen BiPRO nun seit Anfang Juni 2020 mit einem Geschäftspartner. Anstoß war eine größer geplante Datenmigration, durch die der ursprüngliche Datenaustausch entfallen ist und auf BiPRO umgestellt wurde. Wir haben das Potenzial dahinter erkannt, weshalb wir sehr gespannt an das Thema herangegangen sind. Rückblickend betrachte ich die Umstellung auf BiPRO als vollen Erfolg. Dank der guten Zusammenarbeit mit unserem Geschäftspartner konnten wir auch dem einen oder anderen kleinen Stolperstein ausweichen.
Wie wird das einheitliche System denn dann genau genutzt?
Möchte sich zum Beispiel ein Versicherungsnehmer telefonisch beraten lassen, gibt der zuständige Kooperationsanwalt einfach die Versicherungsnummer in unser Fallverwaltungssystem ein. Dieses ist an eine technische Schnittstelle der Versicherung angebunden und kommuniziert mit dieser auf Basis der BiPRO Normen. Beratende Anwälte und Anwältinnen erhalten so automatisch die Information, ob der Endkunde überhaupt einen gültigen Vertrag hat und telefonisch beraten werden darf. Wenn die Beratung erfolgreich abgeschlossen wurde, übermittelt unser Fallverwaltungssystem automatisiert eine Schadenmeldung an die Schnittstelle der Versicherung – ebenfalls auf Basis der BiPRO-Normen.
Kannst du dir vorstellen, komplett auf BiPRO umzusteigen?
Das hängt natürlich von unseren Geschäftspartnern ab. Wenn der Bedarf da ist, sehr gerne. Denn erst dann wird der Vorteil einheitlicher Standards sichtbar beziehungsweise spürbar. Solange die meisten jedoch noch über individuelle Schnittstellen bei uns angebunden sind, verfahren wir weiter wie bisher – können BiPRO jedoch als zusätzliche Alternative anbieten.