Am 11. November 2020 wird aus der Deutschen Anwaltshotline AG offiziell die DAHAG Rechtsservices AG. Ein Namenswechsel ist jedoch kein einfacher Schritt. Er birgt Chancen wie auch Risiken und will deshalb gut durchdacht sein. Grund genug für DAHAG-Redakteurin Katja Härlein, die 3 DAHAG-Vorstände Johannes Goth, Christian Ulshöfer und Jonas Zimmermann zum Interview zu bitten, um Genaueres über die Beweggründe zu erfahren.
Die DAHAG-Vorstände Christian Ulshöfer, Jonas Zimmermann und Johannes Goth (v. l.) im Interview
Der Name „Deutsche Anwaltshotline AG“ existiert seit der Firmengründung vor 18 Jahren und ist bei Mitarbeitern wie auch Kunden gleichermaßen etabliert. Weshalb war es dennoch an der Zeit für einen neuen Namen?
Johannes Goth: Mit dem Thema Namensänderung setzen wir uns mittlerweile bereits seit etwa 3 bis 4 Jahren auseinander. Aufgrund des Begriffes „Anwaltshotline“ wurden wir gerade im B2B-Geschäft nach wie vor öfters auf die telefonische Rechtsberatung reduziert. Es kam ab und an vor, dass ich mit Rechtsschutz-Entscheidern gesprochen habe, die ein neues Produkt mit einem Mitbewerber auf die Straße gebracht haben und nicht mit uns – einfach weil sie nicht wahrgenommen hatten, dass wir mehr als Telefonberatung anbieten.
Richtet sich der neue Firmenname damit vorrangig an B2B-Partner?
Christian Ulshöfer: Nein, keineswegs. Auch bei der Mitarbeitergewinnung wird „Hotline“ beispielsweise oftmals ein wenig eindimensional und eher negativ wahrgenommen.
Das klingt ein wenig, als würdet ihr euch vom alten Namen distanzieren wollen. Ist dem so?
Jonas Zimmermann: Das nicht, denn der Name hat vor 18 Jahren gut gepasst. Auch dass er so gut etabliert ist, spricht für ihn. Aber Sprache verändert sich nunmal auch. Das „Hotline“ ist dabei das eine, der Zusatz „Deutsche“ das andere. Dieser wirkt heute fast schon etwas altbacken – ganz im Gegensatz zu damals.
Johannes Goth: Das stimmt. Ursprünglich haben wir diesen Zusatz bewusst so gewählt, weil große Konzerne wie „Deutsche Bahn“ und „Deutsche Bank“ für uns Vertrauen und Stabilität ausgestrahlt haben. Dieser Trust hat mittlerweile stark eingebüßt; die Distrust-Faktoren – allen voran das bereits erwähnte „Hotline“ im Namen – sind aber geblieben.
Christian Ulshöfer: Außerdem ist „DAHAG“ ja unser Kürzel von Deutsche Anwaltshotline AG. Der ursprüngliche Name bleibt also auf gewisse Art und Weise erhalten.
Ihr meintet, ihr diskutiert einen möglichen Namenswechsel bereits seit einigen Jahren. Warum ist genau jetzt – zum 18. Firmenjubiläum – der richtige Zeitpunkt dafür gekommen?
Christian Ulshöfer: Es stimmt, dass der Namenswechsel auf unser 18-jähriges Firmenjubiläum fällt, doch spielt der genaue Zeitpunkt eigentlich gar keine große Rolle. Das war vielmehr ein stetiger Prozess. Eigentlich sollte dieser auch bereits abgeschlossen sein, doch dann kam uns die Corona-Pandemie dazwischen. Die Namensänderung, die ursprünglich für den März vorgesehen war, mussten wir daher spontan ein wenig nach hinten verschieben.
Jonas Zimmermann: Der richtige Zeitpunkt hängt weniger mit einem spezifischen Datum, sondern vielmehr mit geänderten Rahmenbedingungen zusammen. Wir hatten in den vergangenen Monaten und Jahren mehr Zeit, uns auch mit großen Unternehmensthemen auseinanderzusetzen. Das liegt auch daran, dass die Teams das Tagesgeschäft viel eigenständiger als noch vor einigen Jahren organisieren. Wir haben nun den großen Luxus, uns jetzt auch auf strategische Themen konzentrieren zu können, ohne dass das operative Geschäft darunter leidet.
Johannes Goth: Dieses Mehr an Zeit hat uns insgesamt auch ermöglicht, uns ausgiebig mit uns selbst als Unternehmen auseinanderzusetzen und unsere Rolle auf dem Markt sowie unseren USP dabei immer wieder zu reflektieren. Irgendwann mussten wir uns dann fragen, ob unser alter Name das alles noch korrekt widerspiegelt.
Das klingt nach viel strategischer Denkarbeit.
Christian Ulshöfer: Das war es durchaus, was auch der Stundenaufwand dafür belegt. Wir veranstalten beispielsweise regelmäßige Strategietage, bei denen wir uns zu dritt verschanzen, um auch derartige Themen zu diskutieren. Das kam früher vielleicht ein- bis zweimal pro Jahr vor – mittlerweile sind wir eher bei zehn bis zwölf Strategietagen im Jahr.
Bei diesen Strategietagen geht es sicher auch viel um die Zukunft der Deutschen Anwaltshotline bzw. DAHAG. Welche Bedeutung hat der neue Name dafür?
Johannes Goth: In der Außenwirkung stellen wir uns mit dem neuen Namen natürlich breiter auf, aber auch im Kopf wird dadurch ein größerer Handlungsspielraum geschaffen. Gerne unterstützen wir beispielsweise bei der Entwicklung völlig neuartiger Rechtsschutz-Produkte. Die Kompetenzen dafür haben wir mittlerweile. Wir sind mit der Zeit als Firma „erwachsener“ geworden und der neue Name spiegelt diese Entwicklung wider.
Jonas Zimmermann: Das Wort „erwachsen“ schwebte mir auch schon die ganze Zeit im Kopf herum – und das sowohl positiv als auch negativ. Jung und neugierig zu sein ist ja zunächst nicht verwerflich. Vielleicht war es uns auch deshalb so wichtig, keinen gänzlich neuen Fantasienamen zu wählen, sondern die Anfänge irgendwie noch zu bewahren.
Ihr plant mit dem neuen Namen also keine 180-Grad-Kehrtwende?
Christian Ulshöfer: Das auf keinen Fall, nein. In „DAHAG“ spiegelt sich ganz bewusst auch unsere Firmengeschichte wider. Was die Namensänderung für die Zukunft bedeutet, weiß ich gar nicht so recht. Aber das Schöne daran ist ja, dass da eben so viel drin stecken kann, von dem wir selbst heute noch gar nichts wissen.
Ihr habt euch lange mit dem neuen Namen auseinandergesetzt und dabei augenscheinlich viel darüber nachgedacht. Zu guter Letzt ist es daher Zeit für etwas Spontaneität: Welche 3 Attribute verbindet ihr ganz spontan mit dem neuen Namen und dem neuen Logo?
Jonas Zimmermann: Blau, neu und jung.
Christian Ulshöfer: Stabil, stark und prägnant.
Johannes Goth: Recht, Technik, klingt gut.