Ein kurzer Disclaimer: Das 2018 erschienene Werk von Markus Hartung, Michael-Manuel Bues und Gernot Halbleib beschäftigt sich nicht nur mit Legal Techs – also Unternehmen, die mit neuer Technologie auf den Rechtsmarkt drängen – sondern auch viel mit den neuen „Legal-Technologien“ selbst.


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Johannes Goth  – Vorstand Deutsche Anwaltshotline AG
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Untergliedert in acht Kapitel erfährt der Leser zunächst von der Geschichte der juristischen Digitalisierung, von der Legal Tech Szene in Deutschland, vom Einsatz von Legal Technology in Groß- und Kleinkanzleien sowie in Rechtsabteilungen. Anschließend betrachten die Autoren nicht-anwaltliche Dienstleister (vulgo „Legal Techs“) und nehmen eine vertiefte Analyse der Technologien vor, um mit einem Zukunftsausblick zu schließen.

Einige Abschnitte sind dabei in Englisch verfasst. Die Lesbarkeit variiert abhängig vom schriftstellerischen Talent der drei Autoren, aber insgesamt ist das Werk flüssig zu lesen.
Von Interesse für den Rechtsschutz dürfte besonders das erste Kapitel über die Digitalisierung des Rechtsmarkts und verschiedener Legal-Tech-Strategien sein. Die Abhandlungen über den Einsatz in Kanzleien und in Rechtsabteilungen sind dagegen eher auf Anwälte und Großkonzerne (Vertragsmanagement etc.) zugeschnitten.

Spannend liest sich vor allem das sechste Kapitel über „echte“ Legal Techs und deren rechtliche Rahmenbedingungen, besonders die Randnummern 1040-1057.


Auf Kongressen beindrucken neue Player immer wieder mit professionellen Präsentationen und angeblicher KI, die in ihren Produkten steckt. Ab Seite 259 wird unter der Überschrift „Wie baut man einen Rechtsautomaten?“ so einiges davon entzaubert – und der Leser lernt den Unterschied zwischen induktiven (lernt durch statistische Erfahrungswerte) und deduktiven (arbeitet regelbasiert) Systemen kennen. Auch das Buzzword „KI“ wird ab RN 1162 ordentlich und verständlich ins rechte Licht gerückt. Das Fazit der Autoren: Der Weg zum Rechtsberatungsroboter, der einen Fall wirklich versteht, ist noch sehr weit.

Der Abschnitt über „Predictive Analytics“ (RN 1183 ff.) erstreckt sich zwar nur über eine viertel Seite, doch birgt er ein großes Potential für den Rechtsschutz. Die zentrale Frage lautet: Was würde es für Rechtsschutz bedeuten, wenn die Erfolgsaussichten von Schäden automatisiert vorausgesagt werden könnten?

Die Ausführungen zur Blockchain-Technologie in Kapitel 7.4 stellen das Thema knapp und verständlich dar, jedoch leider ohne Überzeugende Argumente für den Einsatz im Rechtsmarkt anzubieten.

Fazit:
Die primäre Zielgruppe von „LEGAL TECH“ sind zwar Anwälte, aber die Publikation von Markus Hartung bildet den aktuellen Stand von Legal Tech vollständig und kompakt ab. Daher unsere Empfehlung: Kaufen und (kapitelweise) lesen! Auch wenn das 308 Seiten starke Buch mit 89 Euro nicht gerade ein Schnäppchen ist.

Kategorien: Buchbesprechung